Ein tiefer Brunnen, ein idyllischer, künstlich ange­legter Bach und gute hydrogeologische Verhält­nisse bilden im Neubaugebiet Eichholz in Wes­seling künftig die Standpfeiler einer regenerativen Wärmeversorgung. Der Startschuss für die Bebauung mit 32 Einfamilienhäusern, einem Mehrfamilienhaus sowie einer Wohnanlage, die mit Wasser-Wasser-Wär­mepumpen versorgt werden sollen, ist gefallen. Auf­grund der zentralen Wasserbereitstellung als Wärme­quelle für dezentral eingebaute Wärmepumpen wird dieses System als semizentrales Wärmepumpensys­tem (WPS) bezeichnet. Zwei weitere Wohnanlagen sowie eine Kindertagesstätte sollen bis 2019 folgen.

Zentral – zwischen Köln und Bonn gelegen – entsteht in Wesseling ein Idyll mit grüner Mitte: Dort plätschert ein rund 500 Meter langer Bach durch das Wohngebiet und endet in einer Teichanlage. Das Herz des Neubaugebietes, das Wassernetz, wurde bereits in 2014 zusammen mit der Erstellung der Erschlie­ßungsstraßen verlegt. Es folgte die Herstellung des Saug- und Schluckbrunnens mit Tiefen von 28,5 und 25,5 Metern. Die Vor- und Rücklaufleitungen wurden zusammen in einem Graben verlegt. Die Systemgren­ze zwischen Versorger und Kunden befindet sich hin­ter dem Wärmetauscher bzw. den zugehörigen Ab­sperrventilen. Bei Wärmebedarf eines Kunden öffnet sich das Magnetventil auf der Rücklaufseite und der Wärmetauscher wird durchströmt, so dass die Wär­mepumpe dem zugeführten Wasser Energie entzie­hen kann. Die Wärmepumpen in den Wohnanlagen werden auch zur Warmwassererzeugung eingesetzt.

Wasser nimmt in dem Wohngebiet einen gro­ßen Stellenwert ein. Das Niederschlagswasser wird oberflächennah über Rinnen „grünen Fingern“ zuge­führt und von dort in eine zentrale Versickerungsanlage (Grüne Mitte) eingeleitet. Des Weiteren befindet sich in der Grünen Mitte der künstliche Bachlauf, der zum Teil durch Rücklaufwasser aus dem Wärmepum­pensystem und durch Niederschlagswasser gespeist wird. Ausgelegt ist der Bach auf eine maximale Be­schickungsmenge von 10 Litern pro Sekunde. Da sei­ne Wassermengen nicht immer ausreichen, wird er zusätzlich durch Grundwasser aus dem Saugbrunnen gespeist. Durch die Wahl eines Wasser-Wasser-Wär­mepumpensystems liefert auch die Wärmeversor­gung hier einen Beitrag zum Thema Wasser.

Warum die Rheinschiene sich besonders dafür eignet, weiß Martin Kosub, der technische Leiter der Stadtwerke Wesseling GmbH: „Die Rheinschiene weist sehr gute hydrogeologische Verhältnisse auf. Der Grundwasserflurabstand liegt im Bereich des Neubaugebietes bei durchschnittlich zirka 10 Metern unter der Geländeoberkante. Die Mächtigkeit des Grund­wasserleiters beträgt 15 bis 20 Meter und weist somit eine hohe Ergiebigkeit auf.“

Aktuell betragen die Investitionskosten insge­samt ca. 785.000 Euro (netto) für beide Bauabschnit­te. Der Klima Kreis Köln hat für das Projekt eine Förder­summe von 91.600 Euro ausgelobt. Zusätzlich beträgt die Fördersumme vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle 4.000 Euro je Wärmepumpe. Hinzu kommt die Förderung für die Wärmeübergabestation und den Hausanschluss in Höhe von 1.500 Euro (bis 25 kW) durch progres.nrw vom Land NRW.

Quelle: Magazin 4/2017 „innovation & energie“ – Das Magazin der EnergieAgentur.NRW)
Brunnenplatz: Beginn des Bachlaufes
Teichanlage mit nachgeschalteter Versickerung des Bachlaufes.